Montag, 27. April 2020
Ich gebe zu, so langsam fällt mir nichts Substanzielles mehr ein zu dieser vermaledeiten Lungenseuche und der dazugehörigen Krise. Daher möchte ich heute der Logik der 1000 Worte folgen und Bilder sprechen lassen. Denn jenseits von leer gefegten Straßen und geschlossenen Läden finden sich im öffentlichen Raum ja auch zahlreiche andere optische Reflexe auf die noch nie da gewesene Ausnahmesituation, in der wir uns gerade befinden: Werbeplakate nämlich. Und während die Kanzlerin gerade die abstoßenden „Öffnungsdiskussionsorgien“ so beklagt, gehen mir eher die abstoßenden Dankbarkeitsorgien auf den Keks. Denn Not macht nicht immer erfinderisch, wie die folgende kleine Bildergeschichte mit dem Titel „Corona in Plakaten“ recht deutlich zeigt:





Wem Shell dankt, weiß man nicht so recht, aber auf jeden Fall wollen auch die Bezinverkäufer in der Krise mit von der Partie sein. Denn Zusammenhalt ist wichtig – und der zweite zentrale Topos dieser Tage. Entsprechend spielt er auch in unserer kleinen Studie zum Thema „Marketing und Glaubwürdigkeit“ eine große Rolle.



Der dritte und letzte Motivkreis dieser kleinen Bildergeschichte resultiert – ebenfalls in Korrespondenz mit den großen Themen der Zeit – aus der Verpflichtung zur mitmenschlichen Fürsorge und Maßregelung, die alle gerade ganz stark empfinden:

Nun kann man der Stadtverwaltung sowie den deutschen Apothekerinnen sowohl die Zuständigkeit als auch die Kompetenz auf dem Gebiete der Gesundheitserziehung nicht ganz absprechen. Doch auch andere Propheten erheben derzeit ihre mahnende Stimme:

Mein liebstes Corona-Plakat ist jedoch dieses. (Wegen der Kongenialität von Botschaft und Überbringer würde es mir allerdings noch ein bisschen besser gefallen, wenn Heidi Klum darauf zu sehen wäre.)
Den Rest der Geschichte von Corona und Konsum erzählen die erstaunlich vielen Plakatwände, Litfaßsäulen und Leuchtkästen, die derzeit komplett leerstehen. Denn wo es nichts zu kaufen gab, gab es auch nichts zu bewerben.

Das wird sich natürlich sehr bald wieder ändern. Denn seit heute belebt Konkurrenz ja wieder fast jedes Geschäft. Und schon am Wochenende haben die diversen Matratzenlager, Auto-, Küchen- und Möbelhäuser im Radio damit begonnen, mir ihre Rabatte und Kredite bis in den Herbst hinterherzuwerfen. Da wird für Dankbarkeit, Fürsorge und Zusammenhalt vermutlich schon sehr bald kein Platz mehr sein.
ich hab auch noch was: „danke, biggi! dass du uns mit guten posts versorgst!“
FUCK CORONA! ich will wieder raus.
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