Wer sich dem heutigen Türchen nähert, die Klinke herunterdrückt und es aufstößt, betritt eine Welt, in der es überall ein bisschen glänzt und glitzert und in der trotzdem Schrift und Text zu Hause sind wie an kaum einem anderen Ort dieser Welt: das Theater. Hier regiert natürlich vor allem das gesprochene (oder gesungene) Wort, aber in vielen findet sich über dem Eingang über der Bühne oder an ähnlich exponierter Stelle eine Inschrift. Diese formuliert manchmal eine Widmung, manchmal auch einen Auftrag, dem sich das Musenhaus nach dem Willen seiner Erbauer, Gestalter oder Mäzenen verpflichtet sehen soll. Die lateinische Sprache steht bei solchen Leitsprüchen ganz hoch im Kurs. „Ridendo corrigo mores“ zum Beispiel stand über der Bühne des Theaters, das ich in meiner Kindheit manchmal zusammen mit den Eltern besuchte, und die unbekannte Schrift gehörte für ein einfaches Mädchen vom Lande schon untrennbar zu der Verheißung und dem Glamour, die diese Abende im dunklen Zuschauerraum bedeuteten. (Dass es oft nur seichte Operetten waren, hat mich damals kein bisschen gestört, im Gegenteil.) Im Schauspielhaus Bad Godesberg, dem ersten Theaterneubau in der BRD nach dem Krieg und einem schönen Fünfzigerjahrebau, den ich zugegebenermaßen eher selten besuche, geht es eher licht und hell und nicht mehr so lateinisch muffig zu. Hier ist die Inschrift auf Deutsch, prangt im Foyer und gibt uns wirklich zu denken:

Man liest es und versucht, den Sinn zu greifen, den ein Satz wie dieser an einem Ort wie diesem doch besitzen muss. Aber wie ich es drehe und wende und deute, ich komme nicht weiter, und ich hege den stillen Verdacht, dass die Hochkultur manchmal einfach auch nur ein bisschen angibt. In jedem Fall ist ähnliche Weisheit auch auf der Straße zu finden respektive am Büdchen.

Heute sogar mit zwei Fotos!
Superschönes Adventskalendertürchen :))
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