Wer in den letzten Tagen die Nachrichten aufmerksam verfolgt und dabei auch die Boulevardpresse nicht ausgespart hat, der konnte Antwort erhalten auf eine Frage, von der ich mir nie hätte vorstellen können, dass sie irgendwen tatsächlich umtreibt. Sie lautet: Hätte Leonardo di Caprio alias Jack Dawson am Ende des Films „Titanic“ nicht überleben können, indem er sich ebenfalls an der rettenden Planke festgehalten und sie nicht seiner großen Liebe Rose aka Kate Winslet alleine überlassen hätte? Wozu es gut sein soll, das zu wissen, erschließt sich mir angesichts der doppelten Fiktionalität nicht. Nichtdestotrotz wurden schon mehrere aufwendige Selbstversuche unternommen, um die Frage endlich zu klären. Den letzten, auf den sich die aktuellen Meldungen bezogen, hat „Titanic“-Regisseur selbst beauftragt und gefilmt: eine „gründliche forensische Analyse mit einem Unterkühlungsexperten, der das Floß aus dem Film reproduziert hat“. Anlass der Meldung und sicher auch des Experiments war die Tatsache, dass der weltberühmte Streifen am 19. Dezember vor 25 Jahren Premiere feierte. Wir sind damit zwei Tage zu spät dran. Aber das ist nicht weiter schlimm. Denn hier soll es ja gar nicht um die „Titanic“ gehen, sondern um die „Andrea Doria“, das andere untergangene transatlantische Passagierschiff, das große popmusikalische Spuren gezeitigt hat, dies allerdings schon deutlich früher als die „RMS Titanic“. Denn als Celine Dion das erste Mal zur Panflöte „Every night in my dreams …“ ins Mikro hauchte, war Udo Lindenbergs „Andrea Doria“ schon fast 25 Jahre alt. In dem Song des alten Panikrockers geht es zwar gar nicht um das italienische Linienschiff, das im Juli 1956 vor der Küste von Nantucket gesunken war, aber den Namen kennt seitdem hierzulande trotzdem jeder. In Italien scheint er allerdings andere Assoziationen hervorzurufen. Oder hätte man sonst ausgerechnet den Weg zum Hafen (eine Einbahnstraße noch dazu) „Via Andrea Doria“ genannt? Als deutscher Urlauber jedenfalls geht man hier nicht ganz so leichtherzig an Bord, und auch den kleinen, nachträglich angebrachten Totenkopf kann man da leicht als Omen verstehen.

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