Adventskalender

Als hier am 1. Dezember das erste Türchen aufging, war ich mir nicht ganz sicher, ob mein Zorn – und mein Wörtervorrat – auch wirklich für 24 Detox-Sitzungen reichen. Nun ist morgen schon Schluss, und es ist immer noch einiges übrig. Das liegt auch daran, das auf dem Gebiet unschöner Sprachtrends das Angebot stets größer ist als die Nachfrage. Und wenn man sich einmal mit dem Thema beschäftigt, stößt man Tag für Tag auf neue üble Fälle und negative Beispiele.

Erst heute habe ich wieder etwas gelernt, das ich noch nicht wusste, das aber auch ein Beispiel dafür gibt, welchen verheerenden Einfluss die ganzen Anglizismen auf das einzigartig differenzierte Ausdruckssystem der deutschen Sprache haben. Ich lernte nämlich, dass das (ursprünglich englische) Nomen „Review“, das übersetzt etwa so viel wie „Kritik“ oder „Rezension“ bedeutet, laut Duden jedes grammatische Geschlecht haben kann. Es kann also (wie das englische „the“) sowohl männlich als auch weiblich als auch sächlich sein. Der Review, das Review, die Review – alles ist korrekt! Der, die das: Das ist sicher zukunftsweisend divers, aber so machen sie auch eine ordentliche Sesamstraße aus unserer schönen deutschen Grammatik.

Doch wie dem auch sei, wir machen hier heute keine neuen Fässer mehr auf, denn der 23. Dezember ist in diesem Kalender traditionell der Tag der Resterampe. Da hauen wir ohne viel Federlesens einfach und billig raus, was hier in der Zeit der saisonalen Feiertage noch so liegen geblieben ist. Denn morgen muss die Stube sauber sein fürs Christkind. Daher öffnen wir nun das Türchen, rufen laut „Sonderangebot“ und rollen die Grabbeltische vor die Tür.

Eindeutig geblacklisted!

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